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Zukunftsmarkt KI: Wer profitiert, wer fällt zurück?
Mike Glöckner, DJE Kapital AG
Künstliche Intelligenz (KI) bleibt das zentrale Thema im Technologiesektor. Massive Investitionen in Rechenzentren und Schlüsseltechnologien treiben den Markt voran. Führende Akteure wie NVIDIA und spezialisierte Anbieter profitieren gleichermaßen von der Dynamik bei Hardware, Software und neuen Anwendungen.
Verhaltene Stimmung trotz erster Erholung
Das Marktumfeld für Künstliche Intelligenz zeigt sich derzeit vergleichsweise zurückhaltend. Betrachtet man die Entwicklung seit Anfang 2023 - dem Beginn des KI-Booms mit der Veröffentlichung von ChatGPT - wird deutlich, dass sich die Stimmung nach anfänglicher Euphorie deutlich abgekühlt hat. Zwar hat sich die Stimmung seit Oktober wieder leicht erholt, das Niveau ist aber immer noch niedrig. Auffällig und typisch nach einer solchen Korrektur ist, dass nur wenige ausgewählte Werte von der wieder positiveren Marktstimmung profitieren konnten. Insbesondere Unternehmen, deren Geschäft zu 20 bis 40 Prozent - oder mehr - durch KI geprägt ist, zeigen Anzeichen einer stabileren Positionierung.
KI-Hardware: Schlüsseltechnologien für den Fortschritt
Zu den Hauptakteuren auf dem Gebiet der KI-Hardware gehören Unternehmen, die Schlüsselkomponenten entwickeln und herstellen. NVIDIA, der Marktführer bei Grafikprozessoren (GPUs), die für KI-Anwendungen entscheidend sind, hält mit über 80 Prozent den größten Marktanteil. Im Bereich der Hochleistungsspeicherchips (HBM), die für KI-Chips unverzichtbar sind, spielt ein führender Hersteller aus Südkorea mit einem KI-Anteil von rund 30 Prozent eine zentrale Rolle. Hinzu kommt Broadcom, ein spezialisierter Anbieter aus den USA, der sowohl in der Netzwerkausrüstung als auch im Chipdesign tätig ist und rund 20 Prozent seines Umsatzes im Bereich KI erzielt. Taiwan Semiconductor, der weltweit führende Halbleiterhersteller, plant ab 2025 einen KI-Anteil von über 20 Prozent.
Cloud-Giganten treiben KI-Revolution voran
Der Sektor der Hyperscaler - Unternehmen, die Cloud-Datenzentren mit enormen KI-Rechenkapazitäten betreiben - erweist sich weiterhin als robust. Diese Akteure spielen eine zentrale Rolle im Wettlauf um die Entwicklung führender Large Language Models (LLMs) und der Vision einer Artificial General Intelligence (AGI). Obwohl der KI-Umsatzanteil der Hyperscaler noch unter dem der Hardwareentwickler liegt, haben sie KI schnell zu einem strategischen Kernthema gemacht. Dank ihrer großen finanziellen Ressourcen und der bereits vorhandenen Expertise konnten diese Unternehmen KI erfolgreich und schnell in ihre Geschäftsmodelle integrieren.
Zu den führenden Hyperscalern gehört Amazon, der weltweit größte Anbieter von Cloud-Infrastrukturen. Neben dem Einsatz von NVIDIA-GPUs entwickelt das Unternehmen eigene KI-Chips (Trainium und Inferentia) und bietet eine breite Palette von KI-Entwicklungstools und -Modellen an. Ein weiterer Akteur ist ein großer Cloud-Anbieter, der versucht, seine Position im KI-Sektor durch umfangreiche Investitionen und Partnerschaften (z. B. mit Microsoft und OpenAI) zu stärken.
Metahat KI erfolgreich in die Werbung integriert und ist eines der ersten Unternehmen, das KI monetarisieren konnte. Das Unternehmen betreibt auch eines der führenden Large Language Models (LLMs) namens LLaMA3.2. Microsoft hat sich mit seiner Cloud-Plattform Azure und der engen Partnerschaft mit OpenAI frühzeitig im AI-Sektor etabliert. Derzeit ist der Konzern jedoch bei institutionellen Investoren mit einem Minus von 2,08 Prozent im Vergleich zur Gewichtung im S&P 500 untergewichtet, wie eine Analyse von Morgan Stanley zeigt.
Google ist seit langem Vorreiter im Bereich KI und betreibt mit DeepMind eines der weltweit führenden KI-Labore. Mit Gemini hat das Unternehmen ein fortschrittliches LLM entwickelt, das jedoch zunehmend von Plattformen wie ChatGPT, Claude und Perplexity herausgefordert wird. Einige Anfragen werden bereits direkt an diese Plattformen gerichtet, anstatt über die Google-Suche. Trotz dieser Konkurrenz konnte Google sein Kerngeschäft verteidigen und weiter ausbauen.
Erwähnenswert ist auch ein führender Anbieter im Bereich der autonomen Fahrzeuge, der als Tochterunternehmen von Google agiert. Das Unternehmen hat seinen Service in mehreren US-Städten etabliert und sich erfolgreich gegen langjährige Mitbewerber durchgesetzt.
Datenzentren: Ein wesentlicher Bestandteil des KI-Booms
Ein wesentlicher Treiber des KI-Booms ist der massive Ausbau von Datenzentren, die für die Rechenleistung der Hyperscaler unverzichtbar sind. Ein führender Anbieter aus den USA, der seit Jahren auf den Bau solcher Zentren spezialisiert ist, profitiert besonders stark von dieser Entwicklung. Zum Leistungsspektrum des Unternehmens gehören neben dem Bau auch die energetische Anbindung und die Kühlung der Anlagen - angesichts des hohen Energiebedarfs und der Abwärme von KI-Infrastrukturen zentrale Aspekte.
Die Kombination aus hoher Qualität und lokaler Präsenz ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal dieses Anbieters gegenüber seinen Mitbewerbern. Das Unternehmen verfügt über ein spezialisiertes Serviceteam, das direkte Unterstützung vor Ort in den USA bietet, um die Anforderungen der Kunden optimal zu erfüllen.
Marktführer behaupten sich, kleinere Anbieter unter Druck
Die zuvor genannten Unternehmen zählen zu den marktführenden Akteuren im Bereich der Kern-KI. Sie haben bereits signifikante Erfolge erzielt und ihre Positionen gefestigt. Daneben gibt es zahlreiche Spezialisten und kleinere Unternehmen, die oft innovative Ansätze verfolgen, jedoch auch mit größeren Investitionsrisiken verbunden sind. Besonders bei der jüngsten Erholung im KI-Sektor zeigte sich, dass viele kleinere Anbieter zurückgeblieben sind.
Auch mittelgroße Wettbewerber im Chip- oder Netzwerkbereich stehen vor Herausforderungen. Sie spüren den intensiven Wettbewerb mit führenden Unternehmen wie NVIDIA und Broadcom deutlich. Zudem wird die Schwäche in anderen Halbleitersegmenten – wie Automotive, PC, Smartphone, Industrial und IoT – durch die vergleichsweise geringen KI-Anteile dieser Firmen am Gesamtumsatz nicht kompensiert.
Ein weiteres Problem für viele Chipausrüster ist ihr hoher Umsatzanteil in China, der durchschnittlich bei etwa 30 Prozent liegt. Diese Abhängigkeit dämpft die Markterwartungen weiter, insbesondere angesichts der drohenden Verschärfung von Zöllen und Exportbeschränkungen unter der neuen US-Regierung.
Marktchancen in der KI-Software: Wer setzt neue Standards?
Im Bereich der KI-Software ist derzeit weniger klar, welche Unternehmen langfristig zu den Gewinnern gehören werden. Dies liegt an der Struktur der Wertschöpfungskette: Bevor Softwareanbieter ihre Lösungen entwickeln und skalieren können, muss die zugrundeliegende Infrastruktur bereitstehen.
Einige Anbieter haben sich bereits mit führenden und marktfähigen KI-Lösungen etabliert. Dazu gehört ein internationaler Softwareentwickler, der kürzlich eine Plattform für sogenannte Software-Agenten vorgestellt hat. Diese virtuellen Mitarbeiter sollen in der Lage sein, komplette Aufgaben eigenständig zu erledigen.
ServiceNow, eine Plattform zur Optimierung von Unternehmensprozessen, ist ebenfalls ein wichtiger Akteur. Das Unternehmen bietet zahlreiche Automatisierungslösungen an, die KI gezielt einsetzen. In Bereichen wie HR, Kundenservice und IT-Management profitieren Kunden von intelligenten Suchfunktionen, individuellen Zusammenfassungen und automatisierten Prozessen.
Auch ein führender Anbieter von Unternehmenssoftware ermöglicht den Einsatz von KI-Agenten und Assistenten in unterschiedlichen Bereichen wie Logistik, Finanzverwaltung und Personalmanagement. Im Bereich der Cybersicherheit setzen zwei Marktführer auf KI-gestützte Technologien, die Bedrohungen analysieren, Sicherheitslücken identifizieren und Reaktionen automatisieren. Diese Lösungen reduzieren Reaktionszeiten von Stunden oder Tagen auf Minuten und setzen so neue Maßstäbe im Sicherheitsmanagement.
Für Anleger, die in den KI-Sektor investieren möchten, könnten Kursrücksetzer bei diesen Unternehmen interessante Einstiegsmöglichkeiten bieten.
KI-Zukunftsmärkte: Autonome Mobilität und Robotik
Im Zuge der KI-Entwicklungen werden die Themen Robotik und selbstfahrende Taxis (Robotaxis) immer konkreter. Ein führendes US-Unternehmen gilt als Vorreiter im Bereich der autonomen Fahrzeuge und hat sich mit den meisten Fahrgastkilometern ohne Fahrer etabliert. Das Unternehmen expandiert derzeit und ist nun neben San Francisco und Los Angeles auch in Städten wie Atlanta und Phoenix aktiv.
Einen technologisch anderen und kostengünstigeren Ansatz verfolgt ein weiterer Akteur in diesem Bereich. Statt auf teure Sensorik wie Lidar setzt der US-Technologiekonzern Tesla auf KI-gestützte Software und Kamerasysteme. Das Unternehmen plant, die ersten Robotaxis bis Ende 2025 in den USA auf die Straßen zu bringen. Bisher wurde die Entwicklung allerdings durch regulatorische Hürden gebremst. Mit der neuen Regierung, in der Elon Musk selbst zu den politischen Entscheidungsträgern gehört, sollen diese Hürden deutlich reduziert werden - ein Schritt, der dem Robotaxi-Markt zusätzlichen Schwung verleihen könnte.
In China ist der Markt für Robotaxis bereits weiter entwickelt, was vermutlich auf eine weniger strenge Regulierung zurückzuführen ist. Dort haben sich drei Unternehmen hervorgetan, von denen eines im Oktober erfolgreich an der Nasdaq notiert wurde und ein weiteres seinen Börsengang vorbereitet. Beide arbeiten an ihrer internationalen Expansion und sind bereits in Städten wie Abu Dhabi, Singapur und Südkorea aktiv. Aufgrund von Sicherheitsbedenken ist es jedoch unwahrscheinlich, dass chinesische Robotaxis in absehbarer Zeit in den USA zugelassen werden.
Automatisierung: Innovationen für Alltag und Industrie
Die Entwicklungen im Bereich der Robotik sind äußerst spannend. Es gibt zahlreiche ernstzunehmende Akteure, die unterschiedliche Anwendungsbereiche abdecken. Laufende Roboter, die auch in schwierigen Umgebungen, wie unwegsamem Gelände, einsatzfähig sind, sind ebenso vertreten wie Logistikroboter, Roboter für die industrielle Fertigung, medizinische und pflegerische Anwendungen oder Haushaltsroboter.
Derzeit ist es schwierig, die zukünftigen Gewinner in diesem Sektor zu identifizieren. Eines ist jedoch bereits klar: NVIDIA spielt in diesem Bereich eine zentrale Rolle. Viele Roboter nutzen NVIDIA-Technologie, um ihre Systeme zu betreiben. Zudem hat das Unternehmen letzte Woche eine neue Version seiner humanoiden Roboterplattform vorgestellt, die ab 2025 verfügbar sein soll.
Mike Glöckner ist Analyst für den Sektor Technologie bei der DJE Kapital AG. Die DJE Kapital AG gehört zur DJE-Gruppe und ist seit 1974 als unabhängige Vermögensverwaltung am Kapitalmarkt aktiv. Das Unternehmen aus Pullach bei München verwaltet mit rund 200 Mitarbeitern (davon rund 25 Fondsmanager und Analysten) aktuell über 16,0 Milliarden Euro (Stand: 30.09.2024) in den Bereichen individuelle Vermögensverwaltung, institutionelles Asset Management sowie Publikumsfonds. Zudem bietet DJE seit 2017 mit Solidvest eine einzeltitelbasierte Online-Vermögensverwaltung an – als digitale Lösung im Rahmen aktiv gemanagter Depots.
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