Aktien Anleihen
Gewinnmitnahmen oder neue Rekorde?
Ulrich Kirstein, gettex
Woche der Rekorde: Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche deutlich zugelegt. Sowohl bei Indizes als auch bei Einzelwerten reihten sich historische Höchststände. Getrieben wurden die Kurse häufig von Analystenurteilen, daneben spielten aber auch einige Unternehmensnachrichten sowie die Eigendynamik der Jahresendrally eine Rolle. Konjunkturdaten, selbst hochkarätige wie die US-Arbeitsmarktzahlen, lieferten in der vergangenen Handelswoche an den hiesigen Märkten dagegen kaum nennenswerte Impulse.
Rückblick: Dax erstmals über 20.000 Punkte
Der Deutsche Aktienindex (Dax) konnte an jedem Tag der vergangenen Handelswoche ein Plus vorweisen, überstieg am Dienstag erstmals die Hürde von 20.000 Zählern und kletterte im Wochenvergleich um 3,9 Prozent auf 20.384,61 Punkte. Der MDax gewann 3,8 Prozent auf 27.310,86 Zähler. Der TecDax legte um 2,9 Prozent zu auf 3.528,77 Punkte.
Neue Rekordstände verzeichneten im Dax unter anderem die Titel von Rheinmetall und SAP, die Kurse legten auf Wochensicht um 4,6 beziehungsweise 9,6 Prozent zu. Treiber waren hier unter anderem Analystenkommentare. Weniger erfolgreich verlief die Woche für Anleger von Mercedes Benz, die allerdings trotz zwischenzeitlicher Rücksetzer noch 1,7 Prozent zulegten; zeitweise hatten hier negative Analystenurteile belastetet. Im MDax rutschte der Kurs von Delivery Hero um 7,5 Prozent ab. Der Essenslieferant hatte angekündigt, seine Fahrer in Spanien zur Vermeidung von Rechtsunsicherheiten anstellen zu wollen, die Investoren sorgten sich um die Folgekosten.
Anleihen: Kurse gaben nach
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche nach anfänglichen Gewinnen kontinuierlich nachgegeben. Nachdem zu Wochenstart die Unsicherheit über die politische Lage in Frankreich noch für einen merklichen Auftrieb bei den Notierungen der Bundespapiere gesorgt hatte, ließen die Sorgen im weiteren Wochenverlauf nach. Auch der zu dieser Zeit erwartete Rücktritt der französischen Regierung nach einer verlorenen Vertrauensabstimmung in der Nationalversammlung ließ die Anleger nicht mehr zu deutschen Anleihen greifen. Im Wochenverglich erhöhte sich die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe von 2,10 auf 2,12 Prozent. Die Umlaufrendite rückte von 2,07 auf 2,09 Prozent vor.
USA: Rekordhochs inklusive
Die US-Aktienbörsen haben die vergangene Woche uneinheitlich beendet, Rekordhochs gab es aber auch hier. Ein Auslöser waren die US-Arbeitsmarktdaten, die die Hoffnungen auf eine letzte Zinssenkung der US-Notenbank in diesem Jahr zumindest nicht untergruben. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich 0,6 Prozent ab auf 44.642,52 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 stieg dagegen um 1,0 Prozent auf 6.090,27 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 legte um 3,3 Prozent zu auf 21.622,25 Punkte. Die beiden letzteren Indizes markierten am vergangenen Freitag neue Rekordstände.
Ausblick: Weitere Zinssenkung durch die EZB?
Nach der Rekordjagd des Dax in der Vorwoche können sich viele Experten für die kommenden Tage Gewinnmitnahmen an den deutschen Aktienbörsen vorstellen. Die jüngsten Kurssteigerungen seien zu einem großen Teil auf Hoffnungen auf Besserungen im kommenden Jahr zurückzuführen, die aktuellen Wirtschaftszahlen hierzulande stünden im deutlichen Kontrast zu den Notierungen, heißt es. Zudem weisen etliche Analysten darauf hin, dass die Dax-Rally vor allem wenigen großen, international ausgestellten Titeln zu verdanken sei. Diese wiederum könnten durch die mögliche Zollpolitik der künftigen US-Regierung unter Druck kommen.
In der aktuellen Woche dürfte die Aufmerksamkeit der Anleger besonders der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) gehören. Dabei geht das Gros der Marktteilnehmer von einer weiteren Zinssenkung aus, einige können sich sogar einen größeren Zinsschritt um 0,5 Basispunkte vorstellen. Auch die weitere Geldpolitik der Fed beziehungsweise die Spekulationen darüber dürften die Stimmung an den Börsen beeinflussen. Neue Argumente hierzu dürften die US-Verbraucherpreise liefern. Und auch die Zinsentscheidung der Bank of Canada dürfte mit Interesse registriert werden.
Neben diese geldpolitischen beziehungsweise vielleicht geldpolitisch-relevanten Wirtschaftsterminen ist die Agenda in Sachen Konjunkturdaten sehr übersichtlich bestückt. Auch von Unternehmensseite werden keine hochkarätigen Veröffentlichungen erwartet, so dass auch in den kommenden Tagen Analysteneinschätzungen wieder für die relevanten Impulse sorgen könnten.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 09.12.: Bruttoinlandsprodukt Japans
Dienstag, 10.12.: Verbraucherpreise in Deutschland
Mittwoch, 11.12.: Verbraucherpreise in den USA; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of Canada
Donnerstag, 12.12.: Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank
Freitag, 13.12.: Handelsbilanz Deutschlands; Industrieproduktion in der Eurozone; Import- und Exportpreise in den USA