Aktien Zertifikate
Egal ob Mann oder Frau – Hauptsache investiert
Benjamin Feingold, Feingold Research
Ob man an der Börse erfolgreich ist, hängt nicht vom Geschlecht ab. Wie Anleger und Anlegerinnen mit Teilschutz-Zertifikaten auf die Deutsche Bank, den S&P 500 und den DAX ihr Risiko reduzieren können.

Als ich Ende der 1990er-Jahre an der Börse mit Aktien- und Derivateinvestments begann, war das Spekulieren an der Börse im Grunde eine reine Männerangelegenheit. Rund 25 Jahre später liegt die Frauenquote in unserem Börsenbrief bei rund zehn Prozent. Damit sehen wir im Vergleich gar nicht so schlecht aus, da wir primär geschicktes Investieren in den Fokus stellen und weniger Trading im Minutentakt. Dabei ist das grundsätzliche Interesse am Geld anlegen bei Frauen und Männern nach meiner Erfahrung gar nicht so unterschiedlich verteilt. In privaten Gesprächen merke ich gerade in den letzten Jahren – Frauen wollen investieren, manchmal auch spekulieren. Es gibt aber ein großes Problem: Sie stellen oft zu viele Fragen.
Bitte nicht zu sehr ins Detail
Diese zugegebenermaßen etwas gemeine These ist genauso provokant wie freundlich gemeint. Denn die Erfahrungen aus dem privaten wie geschäftlichen Umfeld zeigen, dass Männer oft viel zu wenig Fragen stellen, dafür aber mit voller Überzeugung ins Risiko gehen. Jüngst musste ich lachen, als bei einem Paar der Mann weniger an den Hintergründen der Geldanlage interessiert war als vielmehr den schnellen Trade und den umso schnelleren Gewinn suchte.
Zugleich gab seine Frau zu, dass sie zwar schon seit Jahren am Aktienmarkt einsteigen wollte, ihre Bedenken aber zu groß waren. Als Fragen kamen dann jene nach dem Unterschied zwischen Core MSCI World ETF und dem generellen MSCI und der Ausgestaltung von ausschüttenden und thesaurierenden ETFs. Die meisten Männer würden die letztgenannte Frage wohl schon deshalb nicht stellen, weil es ihnen unangenehm wäre.
Einfach machen!
Was aber bedeutet das für das eigene Investieren? Kapitalmarktinteressierten Frauen sei zugerufen – traut Euch! Im Grunde ist die Börse ausgesprochen einfach. Niemand muss am Anfang Unterschiede zwischen ETFs kennen und auch die Frage, ob bei Broker a die Aktienorder nun einen Euro und bei Broker b drei Euro kostet ist sekundär. Anbieter wie Smartbroker, Traders Place oder Flatex tun sich in Sachen Gebühren erst einmal nicht viel. Primär ist jedoch, dass man beziehungsweise frau endlich anfängt. Das bedeutet: Depot eröffnen, Geld rüberschieben und dann einkaufen, als wäre man im gedanklichen Supermarkt. Okay, Letzteres klingt etwas albern.
Kaufe, was Du kennst
Doch auch da möchte ich unseren Börsenbrief als Beispiel heranziehen. Unser dort erfolgreichstes Portfolio könnte man umschreiben mit dem Titel „Kaufe, was Du kennst“. Wir nennen es Markenwertportfolio. Netflix, McDonalds, Amazon, Coca Cola, adidas, Apple, Visa, Mercedes oder Spotify sind einige der Aktien, die wir dort seit Jahren halten und immer wieder aufstocken. Um es klischeehaft zu erweitern, könnte man für Frauen noch hinzufügen das zu kaufen, was man selbst nutzt. Kaffee bei Starbucks, Yoga-Klamotten bei Lululemon, Energiedrinks bei Monster Energy, Birkenstock als Schlappen oder sollten es doch die Windeln für den Nachwuchs von Procter & Gamble sein? Schaut einfach mal auf den sogenannten Langfristchart – der sagt fast alles.
Der Anfang ist wichtig
Schon klar – all diese Ratschläge würden genauso gut für Männer passen. Doch die glauben selbst häufig, dass sie lieber die dritte Ableitung und den heißen geheimen Trade kaufen wollen. Die meisten Auswertungen bestätigen übrigens, dass Frauen – wenn sie denn mal Aktien kaufen – ruhiger und langfristig weniger volatil investieren als Männer. Ergo – bitte nicht zu viele Fragen stellen. Einfach machen. Jedes breite Aktieninvestment ist besser als jeder Euro auf dem Girokonto.
Aktienanleihe auf die Deutsche Bank
Es müssen auch keine exotischen Aktien sein, in die man investiert. Zudem können Anleger und Anlegerinnen mit Teilschutz-Zertifikaten auf ihre Favoriten setzen. Mit diesen gelangen sie selbst dann in die Gewinnzone, wenn die Referenzwerte nur moderat nach oben oder gar seitwärts laufen. Interessant ist zum Beispiel der Bankensektor, der nach dem Verlassen der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) seit gut zwei Jahren wieder richtig viel Geld generiert. In den vergangenen Wochen gehörten etwa die Commerzbank und die Deutsche Bank zu den Top-Performern im DAX.
So eignen sich Aktienanleihen für Investoren, die seitwärts bis leicht aufwärts laufende Kurse des Basiswerts (Bezugsaktie) erwarten. Erfüllt sich die Markterwartung, sind mit den Papieren höhere Renditen als mit Direktinvestments in die entsprechenden Aktien drin. Ein Beispiel ist die Aktienanleihe der UniCredit auf die Aktie der Deutschen Bank (WKN: UG38ZL), die bis zum 19.12.2025 läuft. Der jährliche Kupon beträgt 9,4 Prozent, bezogen auf den Nominalwert. Ob man neben den Zinsen den Nominalbetrag der Papiere am Laufzeitende vollständig zurückerhält, hängt vom Kursverlauf der unterlegten Aktie ab. Sollte diese am Ende unter dem vorab festgelegten Basispreis der Aktienanleihe fallen, kommt es zu Verlusten, wenn der in jedem Fall ausgezahlten Zins den Kursverlust nicht kompensieren kann. Zurück zu unserem obigen Aktienanleihen-Beispiel: Aktuell steht die Aktie der Deutschen Bank bei rund 22 Euro, der Basispreis der Aktienanleihe liegt bei 17 Euro. Das heißt: Notiert die Aktie der Deutschen Bank zum Jahresende auf oder über 17 Euro, erhalten Anleger den Nennbetrag zurück. Plus der Verzinsung ergäbe sich eine Rendite von 6,7 Prozent jährlich.
Discount-Zertifikat auf den S&P 500
Eine ähnliche Anlagevariante sind Discount-Zertifikate. Die Teilschutz-Papiere ermöglichen den Einstieg in eine Aktie (oder einen Index) mit Rabatt. Das Zertifikat ist also günstiger als der Referenzwert. Anleger können im Gegenzug nur bis zum Cap an steigenden Kursen des Basiswerts teilnehmen. Sollte die unterlegte Aktie am Laufzeitende unter dem Cap notieren, orientiert sich die Rückzahlung am Aktienkurs. Liegt dieser dann unter dem Kaufpreis des Zertifikats, kommt es zu Verlusten. Als Beispiel dient hier ein Discount-Zertifikat von HSBC (WKN: HS793D) auf den US-Aktienleitindex S&P 500.
Das Papier läuft ebenfalls bis zum 19. Dezember 2025, der Cap liegt bei 5.300 Punkten. Aktuell kostet der Discounter rund 13 Prozent weniger als der S&P 500. Die maximal mögliche Rendite beträgt rund 7,9 Prozent des Kapitaleinsatzes. Diese erzielen Anleger, wenn der unterlegte Index zum Laufzeitende auf oder über 5.300 Punkten notiert. Erst wenn der S&P bis zum Jahresende mehr als 13 Prozent verloren hat, geraten Anleger und Anlegerinnen in die Verlustzone – dann nehmen sie 1:1 wie mit einem Indexzertifikat an der Kursentwicklung des Index teil.
Discount-Zertifikat auf den DAX
Mit der gleichen Zertifikate-Kategorie können Frauen und Männer auch auf den DAX setzen. Exempel ist hier ein DAX-Discounter von Goldman Sachs (WKN: GV0VLN), der wie die beiden obigen Papiere auch bis zum 19.12.2025 läuft. Die Gewinnbegrenzung (Cap) liegt bei 23.000 Punkten. Sollte der deutsche Leitindex am Ende auf oder über dieser Marke liegen, erzielen Anleger und Anlegerinnen eine Rendite von rund 8,6 Prozent jährlich. Das Investment gerät in die Verlustzone, wenn der DAX bis zum Jahresende um rund 6 Prozent oder mehr abgeben sollte.
BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt.
Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat