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2024: Trump rüttelt auch deutsche Anleger wach
Benjamin Feingold, Feingold Research
Der DAX und andere große Aktienindizes haben in diesem Jahr eine atemberaubende Kursrally hingelegt. Dennoch bleiben US-Titel die Favoriten, allerdings wird die Luft allmählich dünner.
Das war 2024
In wenigen Tagen ist das Börsenjahr 2024 Geschichte und es dürfte als ein sehr erfolgreiches Börsenjahr in die Geschichte eingehen. Zwar haben die großen Aktienindizes ein Rekord nach dem anderen markiert, doch die Indizes mit Nebenwerten hinken hinterher. Anleger haben sich auf die Schwergewichte gestürzt und hier vor allem die Technologiewerte. In den ersten 6 Monaten des Jahres waren es vor allem Aktien aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz, die kräftig angesprungen sind. Nach einer Sommerpause hat sich die Tech-Rally dann verbreitert und deutlich mehr Branchen erfasst.
Am Börsenplatz gettex dominieren seit Wochen die Aktien von Tesla, Nvidia, Palantir, SuperMicro, Alphabet oder MicroStrategy das Geschehen. Das gleiche Bild sieht man bei Aktienbrokern wie etwa Smartbroker in Berlin. Mischen sich deutsche Titel unter die Top-Aktien, dann sind es mit Siemens Energy oder Rheinmetall die volatilen und schwankungsfreudigen Basiswerte. Im Gegensatz zu früheren Zeiten sind Münchner Rück, Adidas, BMW oder Deutsche Bank von angesagten US-Titeln abgelöst worden. Verstärkt wird dieser Trend zu Weihnachten 2024 durch Donald Trump.
Trump heizt an
Denn selten hat ein US-Präsident die Anleger so elektrisiert wie er. Schon jetzt sind seine Stimmungswerte unter Investoren deutlich positiver als zu den besten Zeiten der ersten Präsidentschaft. Steuererleichterungen und Deregulierung scheinen den Nerv der Anleger getroffen zu haben. „Aktuelle Umfragen zeigen deutlich, dass US-Aktien derzeit den größten Bullenüberhang seit 2001 aufweisen“, so die Experten vom Lynx-Broker. Dazu ist die Sorglosigkeit gemessen am Angstbarometer VIX so ausgeprägt wie zuletzt Ende 2019 und Beginn 2020.
Grundsätzlich konnten die US-Konzerne zuletzt durchaus überzeugen. Zumindest auf den ersten Blick. Wurde vor der Berichtssaison noch ein Gewinnwachstum von knapp fünf Prozent erwartet, liegt er abschließend fast beim Doppelten. Erneut waren die Magnificent 7 (Nvidia, Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Meta und Tesla) mit einem Anstieg von 29 Prozent der entscheidende Treiber. Betrachtet man nur die übrigen 493 Mitglieder des S&P 500, so ergibt sich allerdings ein mageres Gewinnplus von weniger als vier Prozent. Trumps wirtschaftsfreundliche Politik sollte die US-Wirtschaft zwar weiter ankurbeln und den Unternehmen gute Umsätze bescheren. An der Börse ist dies jedoch bereits eingepreist.
Hohe Bewertung
Während die Gewinnschätzungen für 2024 und 2025 zuletzt leicht nach unten revidiert wurden, sind Nasdaq 100 und S&P 500 seit Ende der letzten Berichtssaison um rund 15 Prozent gestiegen. Steigende Kurse bei stagnierenden Gewinnen haben das KGV auf knapp 25 getrieben. Zur Einordnung: Der Zehnjahresdurchschnitt liegt bei 18. Selbst die Small- und Mid-Caps sind zuletzt deutlich schneller gestiegen als ihre Gewinnprognosen. Mit einem KGV von gut 29 für den Russell 2000 haben die kleineren Unternehmen an der Börse bereits viele Vorschusslorbeeren der Trump-Präsidentschaft eingepreist.
Fazit und Investmentideen
Steigende Inflationsgefahren, sehr hohe Bewertungen sowie Erwartungen und eine euphorische Stimmung für US-Aktien sind eine Mischung, die nicht unbedingt positiv auf das Jahr 2025 blicken lässt. Dies muss aber auch nicht zwangsläufig zu einer scharfen Korrektur führen. Bereits während seiner ersten Präsidentschaft hat Trump seinen Erfolg auch an der Entwicklung des Aktienmarktes gemessen und neue Höchststände regelmäßig kommentiert. Kurzfristig überwiegen auch jetzt die positiven Effekte aus der Trump-Euphorie, doch aufgrund der zunehmenden Risiken stehen die Börsenampeln jetzt auf Gelb.
Mit Discount-Calls oder moderat gehebelten Knock-out-Papieren können mutige Anleger von dieser noch leicht positiven Marktsituation profitieren. Auf den DAX bietet sich der leicht defensive Discount-Call von Goldman Sachs (ISIN: DE000GG4XF50) an, der aktuell eine Maximalrendite von 19,6 Prozent offeriert, wenn der Cap (Höchstauszahlungsbetrag) bis zum Verfall im März 2025 mindestens bei 20.000 Punkten steht. Das ist derzeit 1,5 Prozent unter dem aktuellen DAX-Stand. Unterhalb des Caps verringert sich die Rendite, der Break-Even liegt bei 19.753 Punkten. Unterhalb des Basispreises von 18.500 Punkten entsteht zur Fälligkeit ein Totalverlust.
Eine andere Investmentalternative für spekulativ eingestellte Investoren sind Knock-out-Papiere mit einem moderaten Hebel. Das Prinzip dahinter: Steigt der unterlegte Index um 1 Prozent, steigt der Wert des Scheins dem Hebel entsprechend überproportional. Der Hebel wirkt jedoch in beide Richtungen: Verliert der Index an Wert, fällt der Kurs des Knock-out-Calls dem Hebel entsprechend. Wir stellen 2 unbegrenzt laufende Knock-outs auf den S&P 500 und dem Nasdaq 100 vor. Die Laufzeit ist (theoretisch) zwar unbegrenzt („Open End“). Sie endet jedoch umgehend, wenn das Knock-out-Ereignis eintritt und die K.o.-Schwelle berührt oder unterschritten wird.
Eine Möglichkeit auf den S&P 500 zu investieren, ist der K.o.-Call von UniCredit mit der ISIN DE000HR36FK6. Der Hebel liegt bei 3 und die K.o-Barriere bei 4.028,93 Punkten. Das sind rund 33 Prozent unterhalb des aktuellen Indexstands. Auf den Nasdaq 100 ist der K-o.-Call von HSBC mit der ISIN DE000HG7XN22 attraktiv. Der Hebel liegt bei 2,5, die K.o.-Barriere beträgt 13.202 Punkte. Das ist ein Abstand von rund 40 Prozent zum aktuellen Nasdaq 100-Stand.
BENJAMIN FEINGOLD hat nach seinem BWL-Studium mit den Schwerpunkten Bankbetriebslehre sowie Internationales Management bei verschiedenen Banken im Handel sowie im Research gearbeitet. Noch während seines Studiums hat er erste Erfahrungen an der Börse gesammelt.
Von 2000 bis 2007 war er bei Börse Online für derivative Produkte zuständig, anschließend als freier Redakteur dort tätig. Zu seinen zahlreichen Publikationen zählt das Tradinghandbuch „Handeln mit Futures und Optionen – Ein Leitfaden für den Privatanleger“, das er im FinanzBuch Verlag veröffentlicht hat